Nordlandreise mit Aurora

Der Plan: Mit dem Elektroauto, genannt Aurora, die gleichnamigen Polarlichter im nördlichen Norwegen (Nordland) suchen und bestaunen. Die Reisezeit ist bewusst im September (außerhalb der Feriensaison) gewählt um gerade noch schnee- und eisfrei nördlich des Polarkreises fahren zu können aber die Mitternachtssonne sollte bereits verschwunden sein. Polarlichter bei Tageslicht zu beobachten dürfte schwierig sein. 😉

Seit April 2022 ist eine neue Fähre von Eemshaven nach Kristiansand in Betrieb. Das kommt dem Emsländer sehr gelegen. Statt zur Nordspitze Dänemarks zu fahren, beginnt die Überfahrt nach Norwegen kurz hinter Groningen. 

Å

Das grobe Ziel ist Å (Lofoten) und Vesterålen und vorher möglichst schnell über die Europastraße 6 den Polarkreis zu erreichen. Anfang September ist es dort oben hoffentlich noch nicht ganz so kalt. Wenn Aurora dann Aurora gesehen hat, soll es gemütlich entlang der Westküste zurückgehen.

Die Reise beginnt mit Schwierigkeiten. Um in den Genuss aller Ermäßigungen für Maut und Fähren zu gelangen ist die Verwendung eines Transponderchips von autopass.no ratsam. Er wird im Auto angebracht und ermöglicht so die automatische Registrierung an Mautstationen. Nun hatte ich das Ding vier Wochen vor der geplanten Abreise bei der Ausstellergesellschaft "Fremtind Service" bestellt. Leider ist der Chip bis zum Abreisetag nicht angekommen. 

Weil ich mit Hotel- und Fährenbuchungen noch abgewartet hatte, sind mir die letzten kurzfristigen Fährangebote für Eemshaven zu teuer geworden und ich wählte dann doch die Route über Dänemark mit den häufigeren Überfahrten von Hirtshals nach Larvik. Dieser Startpunkt passt eh besser zum Plan möglichst schnell nach Norden zu gelangen. Die Eemshaven-Fähre landet wesentlich weiter südwestlich in Kristiansand und hätte deutlich mehr Autofahrt in Norwegen bedeutet. Vielleicht ist es eine Option für die Rücktour, die ohnehin weiter westlich geplant ist. Im Grunde wird es eine große Norwegen-Rundfahrt gegen den Uhrzeigersinn.

2.9.2022 - Reise durch Dänemark nach Hirtshals

Mit drei Ladestopps und ohne besondere Ereignisse geht es quer durch Niedersachsen, durch Schleswig-Holstein und Dänemark. 

Emsland - Skagerrak

Die sanften Hügel im nördlichen Dänemark erinnern an die Toskana, nur die Vegetation ist etwas anders. Nach Hotel-check-in direkt am Fährhafen in Hirtshals ist nach der langen Fahrt noch ein kleiner Strandspaziergang in unmittelbarer Nähe fällig.


Abendstimmung in Hirtshals

3.9.2022 - Überfahrt nach Larvik und erste Fahrstrecke in Norwegen bis nach Hafjell

ColorLine "SuperSpeed 2" legt an

Blick zurück auf hoher See

Ausgesuchtes Rum-Angebot an Bord

Land in Sicht!

Angeblich kann man auch am Hafen in Larvik den autopass-chip erhalten. Vom Zoll und am Hafen erhalte ich nur den Hinweis auf eine Tankstelle in der Nähe aber dort gibt es nix. Egal, los geht's an Oslo vorbei nach Eidsvoll Verk, wo sich der bislang größte Supercharger-Standort Europas von Tesla befindet. Die Fahrt bis dorthin führt gefühlt mehr durch Tunnel als über oberirdische Strecken.
Larvik - Hafjell (bei Lillehammer)

Europas größter Supercharger-Standort mit 44 Anschlüssen

Weiter geht's an Lillehammer vorbei zu einem urigen Hotel in Hafjell mit gleichen Namen. Dieses Hotel erinnert in jeder Ecke an eine lange Ski- und Wintersporttradition.

"Hafjell Hotell"


4.9.2022 - Aufbruch nach Trondheim

Upcycling

Beim Frühstück fällt mir noch die geschmackvolle Wiederverwendung alter Fensterelemente auf.

Hafjell - Stjørdal (bei Trondheim)

Der erste Höhepunkt im doppelten Wortsinn führt durch eine Hochebene zwischen zwei Nationalparks (Rondane-Nationalpark und Dovrefjell-Sunndalsfjella-Nationalpark). Hier möchte man am liebsten alle paar Kilometer anhalten und die wunderschöne Landschaft auf sich wirken lassen. Der Blick ist weit, die Luft frisch und klar, Licht, Farben und Geräusche überfluten alle Sinne.





Diese Gegend ist sooo schön, dass mich bei der Weiterfahrt von Kopf bis in die Zehenspitzen eine Gänsehaut überfällt und der Kloß im Hals gar nicht wieder verschwinden will. Ich hatte ein Heiligtum betreten. Eindrucksvolle Natur pur!

Ausblick von der Hotelterasse in Stjørdal bei Trondheim

5.9.2022 - Trondheim - Mo i Rana

Ab hier werden die Strecken lang und deswegen habe ich mir auch genügend Zeit mitgenommen. 
Stjørdal - Mo i Rana

Kurze Fahrpause mit schöner Aussicht



In diesem Streckenabschnitt liegt der Korgfjelltunnel. Er ist mit über 8,5 km der längste Tunnel der gesamten E6. Die bisherigen Tunnel waren ebenso wie dieser einigermaßen gut beleuchtet. Auf der weiteren Strecke bin ich unerwartet in einen unbeleuchteten Tunnel geraten. Das kann schnell schief gehen, denn das Auge gewöhnt sich nur langsam an die Dunkelheit und selbst mit automatisch aktiviertem Abblendlicht hatte ich den Eindruck in ein schwarzes Loch zu fahren. Nach Schreckbremsung in gefühlter völliger Dunkelheit und nach kurzer Gewöhnung ging es dann mit Scheinwerferlicht weiter.
In Mo i Rana erwartet mich ein eigentümliches Hotel mit besonderen Ausstattungsdetails.

Soll ich das Zimmer wirklich nehmen? 😱

Die grimmigen Nachtwächter 😆


6.9.2022 - Mo i Rana - Soløy

Das Fjellkysten Gästehaus bei Soløy soll der nördlichste Punkt meiner Reise sein. Ganz bis zum Nordkapp wäre es noch weit und so interessant scheint es mir dort nicht zu sein.
War es bis zum vorigen Tag die ganze Zeit sonnig mit Temperaturen um die 20°C., so fiel die Temperatur in dieser Nacht runter auf ca. 6° und der Himmel war bedeckt. 
Für den anstehenden langen Streckenabschnitt kommt das reichhaltige Frühstück in dem als Eisenbahnabteil gestalteten Frühstücksraum gerade recht.

Frühstücksraum als Bahnabteil

Mo i Rana - Soløy (bei Narvik)

Kurz hinter Mo i Rana überquere ich den nördlichen Polarkreis

Impressionen von unterwegs...



Bei der ersten Inlandfähre gab es eine Überraschung, die ich zufällig abends vorher noch bemerkt hatte. Die E6 wird normalerweise mit einer kurzen Fährstrecke zwischen Bognes und Skarberget über den Tysfjord verbunden. Diese Fährverbindung wurde aber vor einigen Tagen wegen Bauarbeiten am Fähranleger außer Betrieb genommen. Nicht weit davon gibt es aber eine Ersatzroute von Drag nach Kjøpsvik.
Die erste geplante Inlandfähre ist außer Betrieb 😮 


Aurora hat "Durst"

Interessante Holzarchitektur in Storjord

Seltsam "abgerissene" Berge

Vulkane? Nein!

Wasser zu Wasser

Fjellkysten Gästehaus (Unterkunft für die nächsten Tage)

Beim check-in am Abend in diesen sehr schön gelegenen Hotel bekomme ich noch die Gelegenheit zum Abendessen. Es gibt vier Gerichte aus der hoteleigenen Küche zur Auswahl. Ich wähle das Gericht, das klingt wie eine Südseeinsel "Bacalao". Dieser traditionelle, herzhafte Fisch-Tomaten-Eintopf mit Zwiebeln, Kartoffeln und Oliven war einfach köstlich und rundete den Tag kulinarisch ab. 
Ab hier werde ich mindestens zwei Tage in den Hotels verweilen, damit der Tag nicht nur aus Autofahren besteht.

7. - 8.9.2022 - Wandertag in Soløy

Nach einem ausgiebigen Frühstück marschier' ich ohne ein bestimmtes Ziel auf die Anhöhe hinter dem Hotel.
Wanderwege hinter dem Hotel

Üppiges Beerenangebot

Solche Hinweistafeln nicht ignorieren!

Sie führen zu besonderen Aussichtspunkten.

Was ist das?

Noch nie gesehen!

Ein Frisbee-Golf-Parcour? (Bild vergrößern um den Zielkorb zu finden)


Mein Wanderweg führt durch einen "Disc-Golf-Parcour" UDisc. Interessanter Sport!

Abends wird schonmal nach Aurora Ausschau gehalten...

Sonne verschwindet hinter den Bergen

Hotelansicht in Abenddämmerung

Polarlicht-Wahrscheinlichkeit von 30% ist zu wenig. Heute ziert sie sich.


9. - 10.9.2022 - Lofoten (Svolvær)

Der Tag wird sonnig. Schon beim Frühstück zeigt sich das Wetter in bester Laune.
Prächtige Aussicht am Frühstückstisch

Nördlich von Narvik zweigt die E10 von der E6 ab. Die E10 wird im norwegischen Teil "Kong Olav Vs vei" genannt und führt bis zum südlichsten Teil der Lofoten-Inseln (Å). Hier um Narvik aber heißt sie auch General-Fleischer-Straße. General Fleischer hat im 2. Weltkrieg mit alliierter Unterstützung die deutschen Truppen aus Narvik zunächst vertrieben (Schlacht um Narvik). Narvik ist seit langer Zeit ein strategisch wichtiger Hafen für die Verschiffung von Eisenerz aus Schweden, weil er ganzjährig eisfrei ist. 
Soløy - Svolvær (Lofoten)

Später geht es über die 1007 m lange Tjeldsund-Brücke, die das Festland mit Vesterålen und Lofoten verbindet. 
Da soll ich rüber?

Geschafft!

Die kräftige Sonne lässt den Morgentau verdunsten.

Im weiteren Verlauf der E10 musste ich immer wieder anhalten um die vielen Postkartenmotive einzusammeln.😉


Aufstieg zu einer Aussichtsplattform

Oben angekommen gibt es diesen Rundblick <<< klicken!

Was lauert da im Bergschatten? (Das war mir bei der Aufnahme gar nicht aufgefallen sondern erst später bei der Fotoauswahl.)

Ausschnittvergrößerung: Lofotentroll!?😉



Sandstrand kurz vor Svolvær

Insiderwitz 😉

Gestern Abend die beste Fischsuppe ever gegessen (Restaurant Bacalao am Hafen von Svolvær). Ach ja, heute ist Freitag und mir ist komplett der Wochenrhytmus abhanden gekommen. 
Nächster Tag: Stadtbummel, weitere Reiseplanung und abends nochmal Essen im Restaurant Bacalao (leckerer Fischburger). Abends treffen zwei ältere Damen aus USA mit schwerem Gepäck im Hotel ein und stehen verzweifelt vor dem defekten Aufzug. Da lasse ich mich nicht lange bitten, eine Etage geht ja noch.😉 Später erzählt mir die eine Dame, dass ihre Freundin in Los Angeles abgeflogen ist und ihr Gepäck in Oslo nicht angekommen ist. (Also hatte ich etwas weniger zu schleppen. 😆)

11. - 13.9.2022 - Lofoten (Ballstad)

Strom für Haushalte ist in dieser Region günstig aber seltsamerweise nicht an öffentlichen Ladesäulen. Deswegen orientiere ich mich bei der Hotelsuche an Unterkünften mit eigenen Lademögkichkeiten. Und so führt mich die Suche nach Ballstad. 

Svolvær - Ballstad - Reine

Unterwegs sammle ich noch ein Tramper-Päärchen aus Polen ein, die zum Hauklandstranda wollen. Okay, das schau ich mir auch an... liegt ja fast auf dem Weg.

Abseits der E10 nach Hauklandstranda

Blick nach Norden

Blick nach Süden

Schuhe aus, Hosenbeine hochgekrempelt und beim einbeinigen Filmen fast ins Wasser gefallen.😆 Siehe Filmschnipsel!

Solsiden Brygge

Ausblick auf ein altes Wikinger-Schiff

Trocknungsanlagen für Stockfisch (davon gibt es hier sehr viele) und auf der Straße liegen vertrocknete Seeigel

Abendprogramm mit Bill Evans (YouTube)

Bei der Recherche via Google Maps sehe ich in der Nähe der Unterkunft ein spektakuläres Gebäude. Hier steht seit kurzer Zeit ein Forschungszentrum namens "Lofoten Bio Centre". Mehrere Institute und Firmen forschen hier in verschiedenen Bereichen rund um Norwegens zweitgrößten Industriezweig, der Fischzucht. Besonders interessant fand ich das Thema Bakteriophagen zur Bekämpfung von Infektionen bei zunehmender Antibiotikaresistenz. Siehe auch https://www.lofotenbiocentre.no/
Lofoten Bio Centre (meine neue Garage passt gut zum Auto 😆) 


Abendessen unter Geschirrbeleuchtung (Restaurantempfehlung "HEIM")

14. - 15.9.2022 - Lofoten (rund um Reine, u.a. Å)

Ausflug nach Eggum


Ehemalige RADAR-Stellung



Was steht da auf der Klippe?

"Head"

Glasbläserwerkstatt in Vikten


"Lofotruna", ein Wahrzeichen der Region

Weitere Kunstobjekte der Skulpturenlandschaft...






Nächste Station: Reine, links Unterkunft, rechts Ladestation

Bistro mit guter Küche

Stadtbücherei von Reine 😉


"Strahlender" Tisch im Speisesaal

Einfach, stilvoll

Das südliche Ende ... angekommen in Å

Die Wolken hängen tief in Å


Genug gesehen? 

Der nächste Teil folgt auf einer weiteren Seite, sonst wird das hier zu lang.

Der Abend sollte noch eine Überraschung bereiten! Aurora zeigt sich!